Der NSA-Selbsttest
Ich dachte mir, warum diese Geschichten mit der NSA nur
konsumieren. Ich wollte sie selbst erfahren. Ich wollte testen, was passiert. Ich
habe den Selbstversuch gemacht.
Deshalb habe ich mir ein paar kleine Geräte im Internetversandhandel
bestellt, mit denen man Gespräche im Haus und vor allem Telefonate abhören
kann. Dann war ich in der letzten Woche bei all meinen besten Freunden spontan
zu Besuch vorbei gekommen, habe sie kurz gebeten etwas für mich aus dem Keller
zu holen und habe dann die Wanzen versteckt.
Ich sehe keine Menschen - Ich sehe Geschichten! |
Jetzt kann ich schon verstehen, was die NSA so anmacht an
diesem ganzen Überwachungskram. Was ich alles in 24 Stunden Mithören erfahren
habe, das würde für launige Klatschabende meines restlichen Lebens ausreichen. Richtig
geil. Ich habe alles fein säuberlich gespeichert, in Unterordner auf meiner
Festplatte sortiert und verschlagwortet. Das ist schon Stress, habe ich
gemerkt. So ein NSA-Mitarbeiter hat zwar einen spannenden Job, aber der ist
auch anstrengend. Ein Zuckerschlecken ist das nicht.
Meine Verstecke der Wanzen waren aber wohl nicht ganz
perfekt. Einige meiner Freunde haben sie entdeckt und waren sogar erbost. So
etwas mache man doch nicht mit Freunden. Ich habe ihnen natürlich ganz ruhig
erklärt, dass ich das nur mache, weil mich ihr Leben so interessiert und dass
es ja auch zu ihrem Vorteil ist: Wenn sie zum Beispiel alleine sind und auf dem
nassen Küchenboden ausrutschen, dann müssen sie einfach nur um Hilfe rufen. Das
haben meine Freunde natürlich eingesehen und waren dann nur noch ein ganz
bisschen erbost. Deshalb habe ich ihnen versprochen darüber nachzudenken, die
Wanzen vielleicht demnächst wieder abzuholen. Das fanden sie gut.
Zum Glück kenne ich sehr viele Menschen, die nicht meine
Freunde sind. Da kann ich bei denen meine zurückgeholten Wanzen verstecken und
muss nicht auf deren Wünsche Rücksicht nehmen. Vielleicht passieren da noch
spannendere Dinge als bei meinen Freunden.
Ob das nicht moralisch verwerflich ist? So ein Quatsch. Ich
will den Menschen doch nur helfen. Niemand soll sich mehr alleine fühlen. Und
ich kann Menschenleben retten. Auch Ihres. Die meisten Unfälle passieren im
Haushalt. Denken sie da mal drüber nach!
Findet Euer und Ihr
Caulius
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