Aufregung um den höchsten Berg
Bungsberg kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus.
Der Bungsberg ist nicht nur mit 168 Meter Höhe das Zentralmassiv
von Schleswig-Holstein – es ist auch ein Mekka für ambitionierte
Höhenkletterer. Nur wenige bedeutende Bergsteiger haben sich bisher zur Spitze
hinaufgewagt. Reinhold Messner soll seinen Aufstieg erschöpft abgebrochen und
von der unheimlichen Begegnung mit dem Bergungeheuer „Plöner“ berichtet haben.
Bungsberg (Symbolfoto) Unzählige Opfer hat er schon gefordert. |
Und doch wird es an klaren Tagen voll im beschaulichen
Schönwalde am Fuße dieses von so viel Leid berichtenden Berges. Der
Massentourismus macht auch vor der Holsteinischen Schweiz keinen Halt und viele
Wagemutige möchten einmal in ihrem Leben Schleswig-Holstein von oben sehen. Für
die Schönwalder ein gutes Geschäft. Ohne einen Ostholsteiner als Führer (auch
Sherpa genannt – „Volk aus dem Osten“) geht hier nichts. Nur sie kennen die
geheimen Wege am Elisabethturm vorbei und wissen, wann und wo es sicher ist,
sein Lager aufzuschlagen. Denn das Wetter kann hier im Norden tückisch sein.
Temperaturen unter 10 Grad sind selbst im Hochsommer keine Seltenheit – von plötzlich
einsetzendem Regen ganz zu schweigen.
Aufregung gab es nun, als Pläne für eine Leiter über den sogenannten„Bauer Piepenbrink Step“ bekannt wurden. Hiermit soll es möglich werden, den
über einen Meter hohen Granitpfeiler auf der Spitze des Berges schneller und
einfacher zu besteigen. Nur wer auf diesem Pfeiler steht, ist wirklich ganz
oben in Schleswig-Holstein. Entsprechend lang sind an schönen Tagen die Schlangen,
da jeweils nur ein Alpinist zurzeit dort die atemberaubende Aussicht genießen
kann.
„Diese Leiter raubt dem Berg seine Seele. Damit wird der
Bungsberg zu einem ganz normalen 160er“, bringt es einer der Sherpas auf den
Punkt. Befürworter jedoch verweisen auf die Vorteile. Die Fortführung des mondänen
Skigebiets auf dem Berg in der Saison 2013/2014 sei in Frage gestellt.
Schließlich habe die International Ski Federation (FIS) sich vor kurzem
endgültig entschlossen, die traditionelle Hahnenkamm-Abfahrt nicht nach
Schönwalde zu verlegen (wir berichteten). Da könne man die zusätzlichen
Touristen sehr gut gebrauchen. Namhafte Veranstalter von Bustouren hätten schon
ihr Kommen zugesagt. Auch Uschis Gasthof, das ersten Hotel am Platze, ist dabei
zu expandieren: Mehrere bisher als Einzelzimmer vermietete Räume wurden mit
modernen Etagenbetten ausgestattet, um dem Auflauf an Kletterwilligen aus der
ganzen Welt gerecht zu werden.
Schönwalde – ein Ort erhebt sich aus dem Schatten des
Berges.
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