Montag, 3. Juni 2013

Aufregung um den höchsten Berg



Aufregung um den höchsten Berg

Bungsberg kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus.


Der Bungsberg ist nicht nur mit 168 Meter Höhe das Zentralmassiv von Schleswig-Holstein – es ist auch ein Mekka für ambitionierte Höhenkletterer. Nur wenige bedeutende Bergsteiger haben sich bisher zur Spitze hinaufgewagt. Reinhold Messner soll seinen Aufstieg erschöpft abgebrochen und von der unheimlichen Begegnung mit dem Bergungeheuer „Plöner“ berichtet haben. 

Bungsberg (Symbolfoto)
Unzählige Opfer hat er schon gefordert.
Und doch wird es an klaren Tagen voll im beschaulichen Schönwalde am Fuße dieses von so viel Leid berichtenden Berges. Der Massentourismus macht auch vor der Holsteinischen Schweiz keinen Halt und viele Wagemutige möchten einmal in ihrem Leben Schleswig-Holstein von oben sehen. Für die Schönwalder ein gutes Geschäft. Ohne einen Ostholsteiner als Führer (auch Sherpa genannt – „Volk aus dem Osten“) geht hier nichts. Nur sie kennen die geheimen Wege am Elisabethturm vorbei und wissen, wann und wo es sicher ist, sein Lager aufzuschlagen. Denn das Wetter kann hier im Norden tückisch sein. Temperaturen unter 10 Grad sind selbst im Hochsommer keine Seltenheit – von plötzlich einsetzendem Regen ganz zu schweigen.

Aufregung gab es nun, als Pläne für eine Leiter über den sogenannten„Bauer Piepenbrink Step“ bekannt wurden. Hiermit soll es möglich werden, den über einen Meter hohen Granitpfeiler auf der Spitze des Berges schneller und einfacher zu besteigen. Nur wer auf diesem Pfeiler steht, ist wirklich ganz oben in Schleswig-Holstein. Entsprechend lang sind an schönen Tagen die Schlangen, da jeweils nur ein Alpinist zurzeit dort die atemberaubende Aussicht genießen kann.

„Diese Leiter raubt dem Berg seine Seele. Damit wird der Bungsberg zu einem ganz normalen 160er“, bringt es einer der Sherpas auf den Punkt. Befürworter jedoch verweisen auf die Vorteile. Die Fortführung des mondänen Skigebiets auf dem Berg in der Saison 2013/2014 sei in Frage gestellt. Schließlich habe die International Ski Federation (FIS) sich vor kurzem endgültig entschlossen, die traditionelle Hahnenkamm-Abfahrt nicht nach Schönwalde zu verlegen (wir berichteten). Da könne man die zusätzlichen Touristen sehr gut gebrauchen. Namhafte Veranstalter von Bustouren hätten schon ihr Kommen zugesagt. Auch Uschis Gasthof, das ersten Hotel am Platze, ist dabei zu expandieren: Mehrere bisher als Einzelzimmer vermietete Räume wurden mit modernen Etagenbetten ausgestattet, um dem Auflauf an Kletterwilligen aus der ganzen Welt gerecht zu werden.

Schönwalde – ein Ort erhebt sich aus dem Schatten des Berges.

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