Assad in Kiel
Heute war ich wie üblich morgens kurz vor Arbeitsbeginn bei
einem Bäcker in der Holstenstraße von Kiel. Im hinteren Bereich saß dort
plötzlich Syriens Diktator Assad und telefonierte mit einem Handy. Sie können
sich vorstellen wie verwundert ich war. Zum einen hatte er so früh schon einen angebissenen
„Hänchenkracher mit Chilisoße“ vor sich stehen, was ich selber nicht vor 12 Uhr
anrühren würde. Und zum anderen trifft man in Kiel recht selten auf Syrische
Diktatoren, insbesondere so früh am Morgen.
Kieler Holstenstraße (hier ohne Diktator) |
Fieberhaft ging ich in seiner Sichtweite beim Einpacken
meines halben Kaiserbrötchens mit Ei die Optionen durch. Hätte ich doch nur die
Nachrichten in den letzten Tagen und Wochen besser verfolgt. Assad ist ja
Diktator und damit per se irgendwie anders. Und vor allem soll er Giftgas
eingesetzt haben. Ganz sicher ist das zwar wohl nicht, aber ein Anfangsverdacht
ist wohl da. Und wenn ein Anfangsverdacht besteht, dass hier in der Bäckerei
ein Diktator sitzt, der massenmörderhaft Giftgas eingesetzt hat, dann sollte
man die Polizei rufen. Normalerweise würde ich ja schon die Polizei
verständigen, wenn hier jemand sitzen würde, der verdächtig ist einen einzelnen
Menschen umgebracht zu haben. Bei Massenmord sollte es erst recht Bürgerpflicht
sein die Polizei anzurufen. Vorsichtig tastete ich nach meinem Handy.
Und wenn er vor Eintreffen der Polizei weglaufen würde?
Sollte ich ihn besser festhalten? Aber die Weltbevölkerung ist doch gerade mit
ihm in Verhandlungen. Was, wenn er da gerade am Telefon den Westerwelle hat und
mit ihm die Vernichtung der Chemiewaffen bespricht? Dann bin ich nachher
schuld, dass die das nicht zu Ende besprechen können und die Chemiewaffen gar
nicht vernichtet werden. Blöde Sache wäre das.
Während ich so über eine viertel Stunde hinweg mein
Kaiserbrötchen immer wieder ein- und auspackte stand Assad plötzlich auf und
ging. Eigentlich war ich ganz froh darüber. So ein potentieller Massenmörder
verdirbt einem ja auch ein wenig den Appetit. Und außerdem ist er sicherlich gerade
auf dem Weg zum Westerwelle oder zum Obama. Vielleicht ist der ja auch hier in
der Stadt und wartet im Subway auf Assad, um die letzten Formalitäten zu
klären. Eine beruhigende Vorstellung.
Obwohl, war in Syrien nicht auch noch Krieg? Hätte ich
vielleicht doch…? Ach, soll der Obama erst einmal beim Chicken Teriyaki mit ihm
verhandeln. Da mische ich mich nicht ein. Und ich sollte mehr Nachrichten sehen.
Findet Euer und Ihr
Caulius
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