Freitag, 13. September 2013

Assad in Kiel



Assad in Kiel

Heute war ich wie üblich morgens kurz vor Arbeitsbeginn bei einem Bäcker in der Holstenstraße von Kiel. Im hinteren Bereich saß dort plötzlich Syriens Diktator Assad und telefonierte mit einem Handy. Sie können sich vorstellen wie verwundert ich war. Zum einen hatte er so früh schon einen angebissenen „Hänchenkracher mit Chilisoße“ vor sich stehen, was ich selber nicht vor 12 Uhr anrühren würde. Und zum anderen trifft man in Kiel recht selten auf Syrische Diktatoren, insbesondere so früh am Morgen. 

Kieler Holstenstraße
(hier ohne Diktator)
Fieberhaft ging ich in seiner Sichtweite beim Einpacken meines halben Kaiserbrötchens mit Ei die Optionen durch. Hätte ich doch nur die Nachrichten in den letzten Tagen und Wochen besser verfolgt. Assad ist ja Diktator und damit per se irgendwie anders. Und vor allem soll er Giftgas eingesetzt haben. Ganz sicher ist das zwar wohl nicht, aber ein Anfangsverdacht ist wohl da. Und wenn ein Anfangsverdacht besteht, dass hier in der Bäckerei ein Diktator sitzt, der massenmörderhaft Giftgas eingesetzt hat, dann sollte man die Polizei rufen. Normalerweise würde ich ja schon die Polizei verständigen, wenn hier jemand sitzen würde, der verdächtig ist einen einzelnen Menschen umgebracht zu haben. Bei Massenmord sollte es erst recht Bürgerpflicht sein die Polizei anzurufen. Vorsichtig tastete ich nach meinem Handy.

Und wenn er vor Eintreffen der Polizei weglaufen würde? Sollte ich ihn besser festhalten? Aber die Weltbevölkerung ist doch gerade mit ihm in Verhandlungen. Was, wenn er da gerade am Telefon den Westerwelle hat und mit ihm die Vernichtung der Chemiewaffen bespricht? Dann bin ich nachher schuld, dass die das nicht zu Ende besprechen können und die Chemiewaffen gar nicht vernichtet werden. Blöde Sache wäre das.

Während ich so über eine viertel Stunde hinweg mein Kaiserbrötchen immer wieder ein- und auspackte stand Assad plötzlich auf und ging. Eigentlich war ich ganz froh darüber. So ein potentieller Massenmörder verdirbt einem ja auch ein wenig den Appetit. Und außerdem ist er sicherlich gerade auf dem Weg zum Westerwelle oder zum Obama. Vielleicht ist der ja auch hier in der Stadt und wartet im Subway auf Assad, um die letzten Formalitäten zu klären. Eine beruhigende Vorstellung.

Obwohl, war in Syrien nicht auch noch Krieg? Hätte ich vielleicht doch…? Ach, soll der Obama erst einmal beim Chicken Teriyaki mit ihm verhandeln. Da mische ich mich nicht ein. Und ich sollte mehr Nachrichten sehen.

Findet Euer und Ihr

Caulius

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