Montag, 23. September 2013

Streitschrift für die FDP


ACHTUNG: Der folgende Text ist ausnahmsweise mal nicht ironisch oder satirisch gemeint. Dies sei nur zur Sicherheit erwähnt ...




Streitschrift für die FDP

Als am Sonntag klar wurde, dass die FDP aus dem Bundestag fliegen würde, da gab es in meinen Twitter- und Facebook-Timelines zunächst nur zwei Arten von Reaktionen: Häme und Spott. Dann kam die „eigentlich auch schade“-Fraktion. Und schließlich folgte das große Schweigen.

Ich will jetzt hier eine Lanze für die FDP brechen. Nicht unbedingt für die FDP der letzten Jahre, denn deren Schlingerkurs zwischen Spaßpartei, Medienhype, Besserverdienern und „Es geht um Deutschland“ ist nicht die Idee, weshalb ich die FDP mal wichtig fand. Auch irgendwelche Zahlen mit einem "+X" zu verkünden kann doch kein politisches Ziel sein, sondern ist reine Anpasserei.

Das tolle an der FDP war und könnte wieder sein: Ihre Idee und Vision.

Umschrieben wird dieses in der Presse immer wieder mit „Liberalität“. Ein grausames Wort. Es hebe die Hand, wer wirklich versteht, was damit eigentlich gemeint ist. Außerdem ist in F-D-P nicht ein einziges „L“ enthalten. „Liberal“ klang vielleicht früher mal gebildet – aber früher war eben das Heute von damals.

Die Idee der FDP ist die Freiheit. Das vielleicht höchste Gut, das wir in Deutschland haben. Natürlich wollen uns auch die anderen Parteien nicht wegsperren. Aber darin steckt tatsächlich eine Vision, Etwas, das die FDP von allen übrigen Parteien unterscheidet und was ihre Idee unverzichtbar macht.

Nehmen wir mal den naivsten anzunehmenden Wähler. Der steht nun am Sonntag in der Wahlkabine und denkt angestrengt darüber nach, wen er wählen kann. Wahlprogramme hat er nicht gelesen, Berichterstattungen in Zeitungen und Fernsehen über Rauten, Stinkefinger und Ketten hat er nicht verfolgt. Dennoch hat er eine Idee, was die Parteien wollen könnten. Er weiß, dass die CDU/CSU konservativ ist und das Bewährte bewahren will. Er weiß, dass die SPD die Gemeinschaft im Blick hat und dass es gerechter zugehen soll. Er weiß, dass die Linken wollen, dass es den Geringverdienern besser geht. Er weiß, dass die Grünen die Umwelt schützen wollen. Aber was weiß er über die FDP?

Ich weiß, was ich gerne möchte, was er wissen sollte. Nämlich dass da eine Partei ist, die den Einzelnen im Blick hat, ungeachtet von seinem Stand oder dessen Einkommen. Jeder Mensch soll die gleichen Chancen haben und die Freiheit, selber über sich und sein Leben zu entscheiden. Das bedeutet auch, dass jeder Mensch sein unveräußerliches Recht hat, eigene Fehler auf dem Weg zur Rente zu begehen. Und zwar Fehler, die man machen darf und muss, weil nur Fehler die Menschen und die Menschheit auch weiter bringen. Fehler bei der Berufswahl, Fehler bei kritischen Unternehmensentscheidungen, Fehler bei der Entwicklung neuer Idee, Fehler bei Investitionen. Konservative schützen mich vor Fehlern, weil auf Bewährtes gesetzt wird. Soziale Parteien kümmern sich so um mich, dass ich gar keine Fehler machen kann.

Aber wenn ich eine Welt möchte, in der Fehler nicht immer falsch sind, sondern ein guter und sinnvoller Versuch auf dem Weg zu einer besseren Welt, dann ist das für mich eine Welt voller Freiheit. Dazu gehört, dass ich echte Rechte habe, dass ich unbeobachtet sein kann, dass ich mich für das Wahrnehmen meiner Rechte nicht rechtfertigen muss und dass dieses für Alle gilt, ungeachtet des Geschlechts, der Religion, der sexuellen Orientierung, der Herkunft oder sonst etwas, was wichtig und richtig um Grundgesetz steht.

Das waren viele „Ichs“. Natürlich will ich auch keine Welt, in der nur noch das „Ich“ gilt. Solidarität ist wichtig, insbesondere denen gegenüber, die ihre Rechte aus welchen Gründen auch immer nicht so nutzen können, wie es mir aus behütetem Haushalt und mit ordentlichem Einkommen möglich ist. Man muss auch nicht alles auf den Kopfstellen und darf durchaus das bewahren, was gut ist. Fehler auf Kosten Anderer müssen nicht akzeptiert werden. Und die Umwelt ist auch wichtig. Aber eben auch die Freiheit des Einzelnen.

Deshalb ist eine Partei wie die FDP so wichtig. Sie wird uns allen fehlen. Vielleicht nicht unbedingt die real existierende FDP. Sehr wohl aber die FDP der Zukunft – wenn alles gut geht. Denn auch die FDP darf Fehler machen. Die bringen uns alle weiter. Alles wird gut … vielleicht sogar besser.

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